In den letzten 20 Jahren hat die enorme Entwicklung der digitalen Kommunikation das alltägliche Berufsleben maßgeblich geprägt. Sie ermöglicht uns eine schnelle, flexible Vernetzung und die Chancen der leichten Informationsübermittlung. Eine (gefühlte) ständige Erreichbarkeit kann sich andererseits negativ auf die Gesundheit auswirken.

Permanente Aufmerksamkeit als Gesundheitsrisiko?

Dass unser Körper negativ auf regelmäßige Unterbrechung unserer Entspannungszeit reagiert, belegt eine Studie der Universität Kassel aus 2014, bei der 138 Beschäftigte verschiedener deutscher Unternehmen untersucht wurden. Die Testpersonen wurden gebeten, eine Woche lang in einem Tagebuch festzuhalten, wie oft und wie lange sie morgens, nach der Arbeit und am Abend Internet und Mobilfunk für berufliche Zwecke nutzen. Zusätzlich sollten sie Angaben über ihr Wohlbefinden machen: Subjektiv entspannt. Unterbewusst gestresst.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Testpersonen im Schnitt 26 Minuten pro Tag mit Telefonaten oder der Bearbeitung von E-Mails verbrachten. Schaut man nur auf die Tage, an denen der Feierabend gar nicht erst unterbrochen wurde, waren es sogar 46 Minuten.

Obwohl ein großer Teil der Proband*innen es grundsätzlich als positiv empfand, in dringenden Fällen erreichbar zu sein, zeigte die Studie einen interessanten Befund. Auch Personen mit einer positiven Einstellung gegenüber der Erreichbarkeit, notierten:

    – schlechte Schlafqualität in der Nacht
    – schlechte Stimmung
    – wenig Vitalität am Morgen

Der digitale Stress wirkt also auch der Erholung in Freizeit und Urlaub entgegen.

Entgrenzung der Arbeit und Freizeit

Die Trennung von Beruf und Privatleben im digitalen Kommunikations- und Informationszeitalter verblasst. Dies geschieht sowohl zeitlich als auch räumlich. Es entfallen Erholungszeiten und die Work-Life-Balance fällt ins Ungleichgewicht. Seit 2014 läuft an der Uni Kassel das LOEWE-Forschungsprojekt „Social Link“. Hier wird geforscht, wie im Kontext der ständigen Erreichbarkeit die Psychische Belastung (z.B. durch permanente hohe Aufmerksamkeit) minimiert werden kann. Der Fokus liegt auf der Optimierung der Work-Life-Balance von Wissensarbeitern.

Belastungen senken durch optimierte Kommunikation

Laut den Wissenschaftlern sei es Fakt, dass die Beschränkungen der Kommunikation und der Informationsübermittlung weiter sinken. Das Ziel der Studie ist, die mentalen Strapazen durch eine optimierte Kommunikationsweise deutlich zu senken. Wird dies erreicht, könnte es möglich sein, die durchaus profitable Erreichbarkeit über die Arbeitszeit hinaus zu nutzen, ohne mit gesundheitlichen Risiken rechnen zu müssen.

Ob im Rahmen der längeren Lebensarbeitszeit auch noch die tägliche Erreichbarkeit erhöht werden muss, ist fraglich. Wie Sie sich schützen können, nach dem Urlaub nicht direkt wieder unter Stress zu geraten, lesen Sie hier: Das Post-Holiday-Syndrome. Und wie Sie es vermeiden!


In diesem Sinne: Handy weg. Laptop aus. Raus in die Natur. Stress lass nach 🙂
Ihr Team VisionGesund.





Weiterführende Literatur:

Strobel, Hannes (2013). Auswirkungen von ständiger Erreichbarkeit und Präventionsmöglichkeiten [Zugriff am 02.08.2016].

Bolz, Alexander (2014). Artikel über die Tagebuch-Studie von Pro. Dr. Sandra Ohly in der Presse [Zugriff am 14.07.2016].


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