Rekord-Krankenstand 2023

Das jährliche Ansteigen des Krankenstands in Deutschland ist mittlerweile beinahe zur Gewohnheit geworden. Dennoch erreichte er laut dem DAK-Gesundheitsreport 2024 im Jahr 2023 zum zweiten Mal in Folge ein Rekordniveau, was weitreichende Auswirkungen auf die Wirtschaft hat, wie eine aktuelle Studie des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) zeigt.

Rekordkrankenstand von insgesamt 5,5%

2023 gab es 13% mehr Ausfälle als im Vorjahr. Beschäftigte fehlten im Schnitt 20 Tage im Job, so die Erhebungen der DAK. Neben Erkältungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen sind vor allem psychische Erkrankungen ein entscheidender Faktor für diesen Anstieg.

Herausforderungen und ihre Folgen:

Erheblicher Einfluss auf das Wirtschaftswachstum: Produktionsausfälle und geringere Produktivität aufgrund von hohen Fehlzeiten beeinträchtigen das Wirtschaftswachstum erheblich. Eine Studie des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (VFA) verdeutlicht, dass die deutsche Wirtschaft um knapp 0,5 Prozent gewachsen wäre, wenn es nicht zu den überdurchschnittlichen Krankentagen gekommen wäre. Stattdessen verzeichnete sie einen Rückgang um 0,3 Prozent.

Langzeit-Fälle stellen größtes Problem: Aktuelle Kurzzeit-Fälle wegen Erkältungen sind nicht das Hauptproblem. Vielmehr belasten Langzeit-Fälle aufgrund von psychischen Erkrankungen die Unternehmen stark und erfordern gezielte Präventionsmaßnahmen.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind spürbar: Sowohl der DAK-Gesundheitsreport als auch die VFA-Studie betonen, dass Investitionen in Gesundheit und Präventionsmaßnahmen sinnvoll und wichtig sind, um die Auswirkungen von Krankheitswellen zu verringern und die Wirtschaftsleistung zu stärken. Trotz verstärkter Maßnahmen im betrieblichen Gesundheitsmanagement zeigen die Zahlen, dass sie nach wie vor nicht ausreichen. DAK-Vorstandschef Andreas Storm betont die Notwendigkeit einer umfassenden Offensive für das betriebliche Gesundheitsmanagement.

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Die Arbeitskräfte-Engpässe:

Falls der in den letzten zwei Jahren beobachtete Krankenstand die neue Normalität repräsentieren würde, stünden der deutschen Volkswirtschaft die Arbeitskräfte von etwa 350.000 Beschäftigten weniger zur Verfügung.

Langzeit-Prävention und ganzheitliche Offensive

Durch gezielte Präventionsmaßnahmen sollen sowohl der allgemeine Krankenstand als auch insbesondere der Anstieg psychischer Erkrankungen bekämpft werden, auch um das Wirtschaftswachstum positiv zu beeinflussen. Dies erfordert eine effektive Langzeit-Prävention, beispielsweise durch regelmäßige Mitarbeiterbefragungen zur Identifizierung von Stressoren und Belastungsfaktoren, um gezielte Unterstützung bereitzustellen.

Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung

Seit 2013 ist sie im § 5 Abs. 3 Nr. 6 ArbSchG geregelt und somit gesetzlich verpflichtend. Als wichtiges Instrument unterstützt die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung Unternehmen dabei, die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz zu identifizieren, zu bewerten und zu bewältigen.

Ganzheitliche Offensive ist gefragt

Obwohl die Themen der psychischen Gesundheit der Beschäftigten in der Wirtschaft mittlerweile als enorm relevant angesehen werden, führen nur etwa 50% der Unternehmen eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen durch, also eine Analyse potentieller psychischer Gefährdungsherde für die Mitarbeiter:innen. Das zeigten die Ergebnisse der TK-Studie „#whatsnext – Gesund arbeiten in der hybriden Arbeitswelt“. Dieser Wert hat sich laut der Studie in den letzten Jahren kaum verändert. Zudem gaben nur 27 % der befragten Unternehmen an, ein ganzheitliches BGM zu verfolgen.

Die Rolle der Führungsebene ist ebenfalls entscheidend: Es ist von größter Wichtigkeit, die Führungskräfte einzubeziehen. Dazu gehören Schulungen zur Erkennung von Anzeichen psychischer Beanspruchung, die Schaffung einer identitätsbildenden Unternehmenskultur und adäquate Förderung, beispielsweise hinsichtlich Digitalisierungsprozessen. Zudem spielen Führungskräfte eine zentrale Rolle bei der Gesundheit ihrer Mitarbeitenden, da sie als Vorbilder dienen und die Rolle des BGM im Unternehmen unterstreichen und vorleben. Allerdings haben laut #whatsnext-Studie nur etwa 38% der Unternehmen konkrete Angebote für ihre Führungskräfte.

Die ganzheitliche BGM Strategie

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit spielt eine entscheidende Rolle in einer ganzheitlichen Offensive des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Sie ermöglicht die Integration verschiedener Fachgebiete wie Gesundheitswissenschaften, Arbeitspsychologie und Ergonomie, was eine umfassende Perspektive gewährleistet. Durch langfristige Strategien, kontinuierliche Anpassung von Präventionsmaßnahmen und regelmäßige Evaluationen basierend auf Mitarbeiterfeedback und aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen wird eine ganzheitliche Strategie erreicht.

Die Zukunft gestalten

In einer Zeit, in der die Herausforderungen am Arbeitsplatz vielfältiger sind als je zuvor, wird die Bedeutung einer gesundheitsorientierten Unternehmenskultur immer deutlicher. Indem wir nicht nur auf die Symptome, sondern auch auf die Ursachen von Krankheiten am Arbeitsplatz eingehen, können wir eine nachhaltige Veränderung bewirken. Eine Unternehmenskultur, die die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellt, ist nicht nur eine Investition in die Gegenwart, sondern auch in die Zukunft. Indem wir präventive Maßnahmen ergreifen, schaffen wir nicht nur ein gesünderes Arbeitsumfeld, sondern fördern auch die langfristige Produktivität und das Engagement der Belegschaft.

Sie haben Fragen oder benötigen Unterstützung bei der Umsetzung einer psychischen Gefährdungsbeurteilung? VisionGesund ist mehrfach ausgezeichneter Partner im Bereich der Analyse psychischer Belastung – kommen Sie gerne auf uns zu und nutzen unser Angebot der Gefährdungsbeurteilung Psyche sowie unsere vielfältigen Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung! Ob digital oder in Präsenz – wir sind für Sie da!

Bleiben Sie gesund

Ihr Team VisionGesund







Weiterführende Literatur:

IFGB, Techniker Krankenkasse, personal magazin (2023): #whatsnext –  Gesund arbeiten in der hybriden Arbeitswelt

Verband der forschenden Pharma-Unternehmen, vfa (2024): Hoher Krankenstand drückt Deutschland in die Rezession

DAK Gesundheitsreport 2024: Krankenstand 2023 weiter auf Rekordniveau | DAK-Gesundheit

 

Bildernachweis:

Urheber*in: Karolina Grabowska / Pexels