Der Sommer ist vorbei

Viele von uns kommen in dieser Zeit aus dem Jahresurlaub zurück. Die Urlaubsvertretung übergibt erleichtert unbeendete Aufgaben, das E-Mail-Fach platzt, und aufgeschobene Termine reihen sich aneinander. Gut erholt kann man damit umgehen, aber hat man sich tatsächlich erholt? Wie lang hält die geschaffene Leistungsfähigkeit vor?

Laut dem diesjährigen Urlaubsreport der DAK-Gesundheit konnten sich viele Deutsche diesen Sommer – wie schon im letzten Jahr – nicht ausreichend erholen. Bei den 30-44-Jährigen waren es 28%, die angaben, sich nicht ausreichend in der sommerlichen Arbeitspause erholt zu haben, um gestärkt in das anstehende Leistungsjahr zu starten. Maßgeblicher Grund war dabei der fehlende Abstand zum Alltag, gefolgt von gescheiterten Reiseplänen und anderen Einschränkungen durch die Corona Pandemie.

 

Abstand gewinnen – eine Voraussetzung für Erholung?

Erholung wird im Allgemeinen mit der Rückgewinnung verbrauchter Kräfte und Energien beschrieben. Erholung ist Regeneration und trägt maßgeblich zum mentalen Wohlbefinden, aber auch zur körperlichen Gesundheit und Leistungsfähigkeit bei. Erholte Menschen sind zufriedener, erledigen Ihre Aufgaben besser und zielorientierter, und zeigen mehr Kreativität und Motivation bei der Arbeit.

Erholung kann langfristige Effekte zeigen, wie nach einem Urlaub, aber gerade kurzfristig ist Erholung wichtig. Der Mensch verbraucht während der Arbeit körperliche und mentale Ressourcen. Damit die Leistungsfähigkeit über den Tag stabil bleibt, müssen diese in regelmäßigen Abständen regeneriert werden.

Aber Vorsicht! Auch wenn der 20-minütige Power-Nap nach wie vor als Geheimwaffe zur Widerherstellung der Leistungsfähigkeit gilt, so ist Erholung nicht gleichzusetzen mit Schlafen oder Nichtstun. Auf welche Weise sich Menschen erholen kann sehr unterschiedlich sein. Entscheidend bleibt: Erholung funktioniert nur dann wirklich, wenn der Kopf abschalten kann: Abstand gewinnen, die Arbeit auch gedanklich beenden, bei sich sein.

 

Der Zeigarnik-Effekt – warum es uns schwerfällt, uns zu erholen:

Wieso können so viele Menschen entgegen allen Studienlagen nicht abschalten und verzichten tagtäglich auf ihre Erholung, auf Kosten des eigenen Wohlergehens und der Leistungskraft? Die Wissenschaft verweist hier auf den sogenannten Zeigarnik-Effekt: Menschen merken sich unvollendete oder unvollständige Aufgaben besser als alles Andere – oder, im Umkehrschluss: sie können an genau dieser Stelle schlechter gedanklich loslassen. So entsteht beispielsweise auch der sogenannte Ohrwurm, bei dem ein Song nicht mehr aus dem Kopf geht.

Arbeitnehmer:innen haben also das Bedürfnis, vor oder während einer Erholungsphase noch ausstehende Arbeitsaufgaben zu beenden. Meist gelingt das aber nicht, und so bleibt das Unbeendete im Kopf bestehen. Abstand gewinnen und einen Übergang in die Erholungsphase zu finden, wird deutlich erschwert. Resultat ist oft: Statt eine Erholungsphase einzulegen, wird weitergearbeitet – auf Kosten der eigenen Leistungsfähigkeit und Gesundheit. Besonders bei vermeintlich ungelösten Problemen haben Menschen grundsätzlich die Tendenz nicht abschließen zu können.

 

Wie können wir dem entgegenwirken?

Sich des Zeigarnik-Effekts bewusst zu werden, ist ein erster Schritt, um besser mit ihm umzugehen. Darüber hinaus gilt es, realistische Pakete zu schnüren: Je komplexer ein Projekt oder eine Aufgabe sind, desto mehr Zeit nehmen sie in Anspruch. Aber selbst größere Projekte können in Teil¬Aufgaben strukturiert werden, die man tatsächlich abschließen kann. Pausen können dabei als Zeitfenster dienen. Außerdem ist die Konzentration auf eine Aufgabe sinnvoll und Multitasking weitestgehend zu vermeiden.

Lesen Sie im 2. Teil der Beitragsreihe Erholung von der Arbeit, wie wir den Erholungseffekt am besten herstellen und damit unsere Leistungsfähigkeit über den Tag erhalten. Außerdem klären wir über die Risiken auf, die mit Erholungsdefiziten einhergehen.

Bleiben Sie gesund und achten Sie auf Ihre Erholungsphasen!

Ihr Team VisionGesund.






Weiterführende Literatur:

DAK Gesundheit: DAK-Urlaubsreport 2021

Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA): Arbeit und Erholung

Apotheken-Umschau: Kleine Pause: Effektiv erholen am Arbeitsplatz

Forschung & Lehre: Warum Erholungsphasen im Beruf wichtig sind

Die Techniker (TK): Pausen fördern die Leistung

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2020: (Keine) Zeit für Erholung?

Landesinstitut für Arbeitsgestaltung des Landes NRW, 2016: Richtig erholen – zufriedener arbeiten – gesünder leben.

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Urheber*in: Armin Rimoldi/ Pexels