Der Fehlzeiten-Report 2021 ist gerade erschienen

Die zentrale Aussage des jährlichen Reports des AOK-Bundesverbandes und des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) ist deutlich: Insgesamt wurde gerade bei psychischen Beschwerden ein klarer Anstieg verzeichnet. Resiliente Mitarbeiter:innen, also Menschen mit hoher psychischer Widerstandsfähigkeit, konnten jedoch den Stress der Pandemiezeit deutlich besser meistern.

Mitarbeiter:innen mit niedriger persönlicher Resilienz berichteten beispielsweise deutlich öfter über Zweifel an den eigenen Fähigkeiten (69 Prozent versus 27 Prozent) oder über Angstgefühle (52 Prozent versus 11 Prozent) als Kollegen:innen mit hoher persönlicher Resilienz. Diese psychischen Stressoren werden dabei nicht selten von körperlichen Beschwerden und langen Fehlzeiten begleitet.

Resilienz – auch eine Frage der ausreichenden Erholung

Noch immer herrscht die Meinung vor, dass beruflicher Erfolg mit langen Arbeitstagen und immerwährender Verfügbarkeit einhergeht. „Den Stift fallen lassen“ ist nach wie vor eine beliebte Verspottung des pünktlichen Feierabends. Doch steht dieses Bild entgegen allen Forschungsergebnissen.

Unsere Widerstands- und Leistungsfähigkeit erreichen wir, indem wir regelmäßig und verantwortungsbewusst unsere Akkus aufladen, nicht, indem wir uns verausgaben. Um resilient und leistungsfähig zu sein, müssen wir bereit sein innezuhalten, eine Zeitlang ohne unser Telefon oder den PC auskommen, die Mittagspause nicht am Schreibtisch nebenbei erledigen und regelmäßig Urlaubszeiten einplanen.

Im 1. Teil der Beitragsreihe Erholung von der Arbeit thematisierten wir, warum uns genau das so schwerfällt und wie wir besser damit umgehen können. Nun geht es um die Frage, wie wir den Erholungseffekt am besten herstellen. Die folgenden drei Punkte können dabei hilfreich sein:

Erholung durch Ausgleich – das Gegenteilige tun:

Aus der Forschung geht hervor, dass wir uns am besten erholen, wenn wir Aktivitäten ausüben, die im Gegensatz zu unserem Arbeitsalltag stehen. Es ist also tatsächlich der Abstand und der Ausgleich, mental wie psychisch, der einen Erholungseffekt hervorruft. Sitzen wir beispielsweise viel vor dem PC ohne großen sozialen Kontakt? Dann ist es sinnvoll, Pausen für einen Spaziergang mit Kollegen zu nutzen.

 

Faustregel: Lieber oft und kurz – 5 Minuten machen den Unterschied:

Pausen halten nicht ewig vor. Das gilt für den Urlaub ebenso wie für die ausgedehnte Mittagspause. Es gilt daher, die Zeit zwischen den Pausen zu verkürzen und beispielsweise lieber öfter mal einen Kurzurlaub als den einmaligen Jahresurlaub einzuplanen. Kurze und regelmäßig Pausen, über den Arbeitstag verteilt, sind ebenfalls besonders effektiv. Schon 5 Minuten können ausreichen, um anfälliger Müdigkeit vorzubeugen.

 

Das Gehirn durch Ruhe entlasten:

Im Alltag prasseln permanent Sinneseindrücke auf uns ein – und unser Gehirn hat viel zu tun, indem es all diese Eindrücke verarbeitet. Wenn zu viele Eindrücke verarbeitet werden müssen, können Menschen sich weniger gut konzentrieren. Das macht auf Dauer müde und beeinträchtigt die Handlungsfähigkeit. Daher ist es wichtig, in den Erholungszeiten auch mal für Ruhe zu sorgen und vor allem das Telefon bewusst liegen zu lassen.

 

Gefahren bei ausbleibender Erholung:

Nicht umsonst sind Pausenzeiten und Urlaubstage gesetzlich vorgeschrieben. Und Arbeitsgeber tun gut daran, auf die Wahrnehmung der Erholungsmomente Ihrer Mitarbeiter:innen penibel zu achten und diese von Stigmen freizuhalten. Denn eins ist sicher und durch zahlreiche Studien belegt: Erholungsdefizite machen krank und leistungsunfähig.

Kleinere Erholungsdefizite können in der Regel noch am nächsten Wochenende ausgeglichen werden. Wenn das Defizit aber größer wird und länger anhält, kann dies zu Erschöpfung und Ermüdung führen, die nicht mehr ohne Weiteres ausgeglichen werden können. Um weiter leistungsfähig zu bleiben, ist dann eine enorme Anstrengung nötig, wodurch das Defizit weiterwächst. Denn Achtung: Ermüdung und Erschöpfung steigen exponentiell. In einem solchen Teufelskreis angekommen treten schnell gesundheitliche Beschwerden auf, die bis zum Burnout reichen können.

 

Was Arbeitgeber tun können:

Der Fehlzeiten Report 2021 kommt mit einer klaren Empfehlung: Die betriebliche Prävention stärken!

Ziel muss sein, auch durch betriebliche Maßnahmen für ein Gleichgewicht zwischen Erholung und Arbeit zu sorgen. Dazu gehört einerseits eine deutliche Aufwertung von Erholung in der Betriebskultur, und zwar durch Führungskräfte in Vorbildfunktion. Zudem helfen Anregungen und Sensibilisierung durch Information und Hintergrundwissen für Arbeitnehmer:innen. Auch aktive Angebote zum Arbeitsausgleich in Form von Kursen, dem gemeinsamen Mittagessen im Team oder Gesundheitsevents, können gewinnbringenden Ausgleich schaffen.

Sie suchen nach konkreten Gestaltungsmöglichkeiten? Fordern Sie unser Leistungsportfolio der betrieblichen Gesundheitsförderung an – digital wie analog bietet VisionGesund bis zu 50 verschiedene Leistungen mit unterschiedlichen Präventionsschwerpunkten an.

Die psychische Gefährdungsbeurteilung (GB Psyche) dient der Prävention psychischer Belasungen am Arbeitsplatz. Wir unterstützen Sie gern!

Bleiben Sie gesund und entspannt!

Ihr Team VisionGesund.



Weiterführende Literatur:

Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) und AOK-Bundesverband, 2021: Pressekonferenz zum Fehlzeiten-Report 2021

Hardvard Business Review: Stress management. Resilience Is About How You Recharge, Not How You Endure

Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA): Arbeit und Erholung

Apotheken-Umschau: Kleine Pause: Effektiv erholen am Arbeitsplatz

Forschung & Lehre: Warum Erholungsphasen im Beruf wichtig sind

Die Techniker (TK): Pausen fördern die Leistung

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2020: (Keine) Zeit für Erholung?

Landesinstitut für Arbeitsgestaltung des Landes NRW, 2016: Richtig erholen – zufriedener arbeiten – gesünder leben.

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